Hitchcock am Niederrhein
Schon zwei Tage vorher ging es los. Wer nicht bei drei auf den Bäumen, bzw. ganz hinten im Garten unter den Büschen verschwunden war, wurde geschnappt und gebürstet. Ich wusste gleich, da bahnt sich etwas an. Samstag ging`s dann los. Nur wohin? Nach einer knappen Stunde Autofahrt roch es nach Niederrhein. Teufelsbande? Rosi, meine Rosi?
Aber nein! Herrchen rumpelte auf einen Feldweg und als die Autotür geöffnet wurde, schwappte ein eigenartiger Soundtrack herein. Ein diffuses Lärmen, Sirren, Schwirren …. die Luft vibrierte, unüberhörbar unheimlich, aber undefinierbar. Biblische Heuschreckenplage am Niederrhein? Außerirdische erobern die Rheinauen? Aufstand der Riesen-Landmaschinen? So ein Geräusch hatte ich auf jeden Fall noch nie gehört!
„Los, Pauli, Angriff! Wir müssen mal klären, was das los ist“, hechelte ich und schon stürmten wir den Weg in Richtung Berg hinauf. Ihr glaubt es nicht: Ein paar tausend Vögel hatten sich auf und über dem See hinter der Bergkuppe versammelt. Wenn Hitchcock das gewusst hätte, hätte er seinen Film „Die Vögel“ hier gedreht. Die ewig hungrige Pauli fragte mich sofort: „Kann man die essen?“ (Das hat sie von Papi-Papi gelernt, der auch alles isst und letztens sogar die Hähnchenhaut-Crispies probiert hat, die Frauchen uns von der Hund & Pferd-Messe mitgebracht hatte).
Da wir ja Hüte- und keine Jagdhunde sind, haben wir brav vom Hügel aus das Spektakel beobachtet. Baden durften wir dort eh nicht (Vogelschutzgebiet voller Vogelkacke), also sind wir zum Ausgleich noch ein bisschen mit den Kühen, die neben den Hitchcock-Vögeln wohnten, um die Wette gerannt.
Endlich hatte Herrchen es gecheckt und wir fuhren zu Teufelsbande. Die Kunst ist, sich beim Aussteigen nicht von dem one and only Trecker überfahren zu lassen (der dort einmal am Tag vorbei kommt, aber immer genau dann, wenn wir eintreffen) und sich, wenn man den überlebt hat, eine Bresche in den Beardie-Tsunami zu schlagen, der einen mit einem freudigen Willkommen überflutet. Wenn man das geschafft hat, winkt zur Belohnung Rosi.
Rosi, Rosi – meine Rosi! – die ich immer mit wilden Schlabberküsschen begrüße. Keinen kann man so schön abschlecken, wie meine Rosi – und ein paar Schlabber waren ja auch Geburtstagsküsschen. Meine Rosi hatte nämlich Geburtstag, genauso wie ich und meine Schwestern Holly und Bo, meine (Halb-)Schwester Pauli und deren Schwester Dirty. Habt ihr mitgezählt? Sechs Geburtstage gab es zu feiern, und eigentlich noch ein paar mehr, aber die anderen Geburtstagsbeardies aus dem B- und D-Wurf waren gerade nicht da (Glück-Wünsche an euch!).
Wie feiert man am schönsten? Mit toben und futtern! Meine Schwester Pauli, die das Bad in der Menge nicht so liebt wie ich und die Gabe besitzt, sich lautlos unsichtbar zu machen (z. B. wenn Frauchen mit der Bürste naht), tauchte auf magische Weise wieder auf und ins Getümmel ein, als in der Küche die Töpfe klapperten.
Wenn`s ums Essen geht, scheint sich die Pauli zu vervielfältigen. Sie ist links und rechts, vorn und hinten zugleich. Wo man auch hinschaut und hintritt, Pauli ist schon da. Offensichtlich hat ihr Mama Mexx nicht beigebracht, dass man mit geschlossenem Maul isst. Pauli frisst wie ein kleines Krokodil, mit offener Klappe und deutlich vernehmbaren Schmatzern, so dass jeder hört, wie gut es ihr schmeckt. Ein Kompliment an die Küche – hoffen wir mal.
Ilka, die an unserem Geburtstag den Küchendienst übernommen hatte, musste mit ihren neuen Desigual-Stiefeletten Seiltänzerqualitäten entwickeln.
Denn außer Pauli hatte sie noch sieben andere hungrige Mäuler an der Hacke. Jede ihrer Bewegungen wurde minutiös von 16 Beardie-Augen verfolgt und als sie die gekochte Hühnerbrust auf die Töpfe verteilte, verloren auch die Geduldigsten die Contenance und rückten noch näher.
Einer musste ihr ja helfen, damit es schneller ging. Also stellte ich mich auf die Hinterbeine und passte genau auf.
Ich hätte auch gern beim Abschmecken geholfen, aber das hat die Ilka vor lauter Verteilstress gar nicht mitbekommen.
Nach gefühlten Stunden schwebten die Töpfe in Reichweite und es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören.
Danach folgte blitzartig genüssliches Schmatzen, so laut, dass man Paulis gar nicht heraushörte.
Mit den leeren Töpfen und vollen Hundemägen kehrte schlagartig Ruhe ein. Ich setzte mich noch auf die Bank zu Gabi, um zu checken, ob bei den Menschen noch ein Dessert zu ergattern wäre (und durfte prompt die Reste eines Panna Cotta-Glases auslecken). Das Schlapp-Schlapp blieb nicht unbemerkt und überall tauchten interessierte Nasen auf.
Sechs Menschen, also sechs Dessertgläser und acht Hunde, da konnte man es mit der Gerechtigkeit nicht so genau nehmen. Von Gabi bekam ich dann noch eine Extraportion Streicheleinheiten und Rosi war ein bisschen eifersüchtig, dass ich ihr untreu wurde. Aber die Gabi kann so schön streicheln, dass ich da keine Rücksicht auf meine geliebte Rosi nehmen konnte.
Über Emmerich-Praest war schon finstere Nacht, als wir aufbrachen. Kaum standen wir vor der Tür umgab uns tiefes Schwarz. Pauli und ich verschwanden ohne Leine im Nichts und Frauchen dachte: „Hoffentlich kommt jetzt nicht gerade wieder „dieser“ Trecker.“ Frauchen tastete sich im Schneckentempo blind mit einer Hand an der Ziegelwand entlang und irgendwo in ihrer Nähe ächzten Thomas und Hendrik, beladen mit kiloschweren Apfelkisten (ja, der Landmann hat`s schwer). Als Frauchen schon dachte, dass sie bis zum Morgen durch die Dunkelheit des langen Ganges zwischen Scheune und Hundehaus tappen müsste, kam Herrchen die rettende Idee. „Klick doch schon mal das Auto auf!“ Gesagt getan und orange blitzende Rückleuchten wiesen unseren Menschen den Weg, wie Signalraketen auf hoher See.
Kurz bevor sie das Auto erreichte, hörte Frauchen hinter sich ein ersticktes Keuchen, gefolgt von einem heftigen Rumpeln und einem deftigen Fluch. Das hörte sich eindeutig nach Hendrik an und Frauchen, immer noch blind, dachte: „Ach du Scheiße, der Hendrik ist im Dunkeln mit der Apfelkiste zu Boden gegangen – die wollen doch Mittwoch auf die Malediven fliegen. Hoffentlich hat der sich nicht verletzt.“ Was genau passiert ist, das weiß nur der Hendrik und vielleicht der Thomas, denn der ist ihm im sporadischen Blink-Blink-Licht (Frauchen drückte die ganze Zeit das Auto auf und zu, damit die Rückleuchten angingen) zur Hilfe geeilt.
Irgendwie haben es unsere Menschen dann geschafft, heil ihre Autos zu erreichen (Menschen sind ja instinktmäßig echt hilflos!). Pauli sprang sofort in das rettende Auto und als Frauchen sich umdrehte, sah sie dank des Lichtes der Innenbeleuchtung, nur einen halben Meter entfernt, die ausladende Kupplung eines großen Hängers, der nachmittags noch nicht da war. Den hatte im Finsteren keiner gesehen (nur wir natürlich) und der hätte sich ideal für Hals- und Beinbruch geeignet. Aber ist ja noch mal gut gegangen. Frauchen hat mich dann noch ins Auto komplimentiert, denn ich guckte immer zurück zum Teufelsbanden-Haus und wollte partout nicht einsteigen.
Als wir dann auf unseren neuen Esel- und Elch-Kuschelkissen (Geschenk von HollyBo) niedersanken, flüsterte die Pauli: „Hast du gemerkt, dass vier Gasthunde ins Haus gegangen sind, aber nur wir beide wieder rausgekommen sind? Ist das nicht unheimlich????“ Ach die Pauli, die hat mal wieder nix gecheckt. Holly und Bo dürfen doch Urlaub bei der Teufelsbande machen, während ihre Menschen einmal um die halbe Welt jetten müssen.
Eure Charlotte*
* die ihrer kleinen Schwester Pauli noch so viel beibringen muss.
Hallo Charlotte und Co., herzlichen Dank für den schönen Abend mit Euch allen!!! :):):) Die Ilka und der Thomas mit Angelika hatten wieder leckeres Menschenessen, nicht nur für die Hunde gekocht!!! Hmmmm!!! Supertoll!!! :):):) Doch wir sollten ubedingt mal die Außenbeleuchtung checken …. heilige Hacke … da hätte sich der Hendrik noch vor seinem Urlaub schlimm verletzen können!!! Nun wollen wir mal hoffen, dass alles nochmal gut ging und die Beiden am Mittwoch auf die Malediven kommen, auch wegen dem Pilotenstreik! Wir drücken alle Daumen und wünschen „Bonnes Vacances!“