Charlotte traut ihren Augen nicht!
Maff-maff Onkel Baffo, wuff-wuff liebe Teufel,
pardon, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich hatte so viel zu tun.
Gestern abend klingelte es im Dunkeln. Draußen schon wieder voll das Schneetreiben. Vor der Tür Claudia, ganz verschneit und ein Hund, auch verschneit, der irgendwie aussah wie Rocco, aber irgendwie auch nicht. Ich habe erst gedacht, der Rocco hätte sich verkleidet wegen des Karnevals – längere Rute und dunkleres Fell. Claudia: „Wir wollten Euch mal Percy vorstellen. Wir haben den auch geholt!“ Percy ist der Bruder von Rocco, der schon dreimal im Tierheim vermittelt und dreimal zurückgegeben wurde. Das konnte die Claudia nicht ertragen und hat ihn nach Hause geholt. Percy ist vielleicht einer! Der kommt bestimmt aus einer rumänischen Gangster-Familie. Kaum war er drin, ich mich natürlich ganz doll gefreut und draufgestürzt, hat er mir erst mal unter den Rock geguckt und alles gecheckt. Ich lass mich ja nicht lumpen und habe dann auch erst mal nachgeguckt – eindeutig ein Junge!
Wir haben dann die Bude gerockt, dass die Sektgläser auf dem Tisch wackelten, mit denen die beiden Frauen auf Percy angestoßen haben (eigentlich war das Thomas Geburtstagssekt, aber der hatte ja gerade den Magen-Darm-Virus überwunden, der halb Dortmund flach gelegt hat). Percy war – gelinde gesagt – erstaunt über mein Temperament. Da er in der Küche nichts finden konnte, hat er mein Spielzeug probiert. Ich wollte mitmachen, da hat er mich ganz uncharmant weggeknurrt. Wir haben uns dann auf einen alten Wollsocken geeinigt und jeder eine Viertelstunde an einer Seite gezerrt. Das war lustig. Irgendwann hatte dann Percy keine Lust mehr. ich aber schon. Ich wieder hopps-hopps, bell-bell und dann hat er sich übergangslos auf mich gestürzt und mich verhauen, sodass ich ganz doll gequiekt habe. Claudia, schon leicht angetütert, meinte, das würde jetzt erst mal reichen. Hund an die Leine, Mütze auf, Anorak und Handschuhe an stand sie in Socken vor der Haustür. Thomas erstaunt: “ Hattest Du keine Schuhe an?“ Der hat wohl gedacht, sie wäre auf Socken durch den Schnee. Dabei wollte Claudia nur höflich sein und hatte sie im Windfang stehen lassen.
Ich bin ja mal gespannt, wie das so weitergeht?! Mit Rocco balge ich ja auch, manchmal fetzen wir uns auch wunderbar(dann gucke ich immer ganz glücklich) – aber so richtig böse ist das nie. Percy zeigt dem Rocco bestimmt auch zuhause, wo die Glocken hängen und ich bin ja auch ganz schön dreist – vielleicht brauche ich ja auch mal einen, der mir die Grenzen zeigt?
Rocco kann ich richtig schocken, wenn ich die Eisbach-Nummer mache. Letztens bin ich auf auf so ein kleines zugefrorenes Bächlein, die sich momentan in den Gräben neben den Feldern bilden. Frauchen hat noch ganz doll gerufen und gepfiffen, aber da hatte ich gerade keine Zeit zum Hören. Und dann bin ich eingebrochen und bis zu den Schultern im Eiswasser versunken. Das hat mich aber auch nicht schocken können. Einmal tüchtig schütteln und weiter gings. Wenn wir jetzt an die zugefrorenen Bächlein kommen, springe ich immer mit den Vorderpfoten auf den Rand, bis das Eis bricht und ich trinken kann – während Rocco fassungslos mit entsetztem Blick den Weg auf und abläuft. Wenn ersprechen könnte, würde er bestimmt „Oh nein, nein – pass doch auf – das gibts doch gar nicht!“ rufen – zumindest sieht er dann so aus. Letztens habe ich mit einem Hopps den Bach zum Reißen gebracht. Der Riß hat sich noch gut 10 Meter durch den Rain fortgesetzt und Rocco hat vor Erstaunen die Schnauze nicht mehr zubekommen.
Weil ich immer nach Rumänien will, muss ich jetzt ab und zu an die Schleppleine. Vor allen Dingen bei den Pferdeställen. ich weiß, dass ich dort wegen des Misthaufens immer an die Leine muss. Ich, nicht blöd, schon 20 Meter vorher runter vom Weg über das parallel verlaufende Feld und dann direkt drauf auf den gut vier Meter hohen Misthaufen, der oben noch qualmte. Frauchen hat mich die ersten zwei Höhenmeter, die dick eingeschneit sind, noch verfolgt – aber in den warmen Mist wollte sie nicht hoch. Ich habe dann triumphierend oben gesessen und ganz in Ruhe einen warmen Pferdeappel vernascht, während Frauchen vor Wut kochend am Fuße des Misthaufens stand. Sie tat dann so freundlich und hat mit Leckerchen gelockt, aber was ist ein Hundeleckerli gegen einen frischen Pferdeappel? Die Pferde haben sofort gecheckt, dass da etwas im Gange ist, haben sich gleich in ihrem Stall versteckt und das Spektakel vorsichtig durch eine Luke verfolgt.
Mit dem frechen Bruno (von der Rasse, die wie der Käse heißt) habe ich mich zwischenzeitlich arrangiert. Erst hatte ich echt Schiss vor dem, weil der mich seit einem halben Jahr in Grund und Boden rannte. (Der ist auch dominant. Oh la la, – wenn der den Percy trifft?!) Mittlerweile balgen wir herzhaft – ganz nach meinem Geschmack. Wenn ich ein Menschen-Mädchen wäre, würde ich bestimmt nur Hosen tragen.
Außerdem bin ich frisch verliebt – in Jack. (Pardon Rocco!) Jack ist ein Gebirge von Hund, hat Pfoten wie ein Löwe und sieht furchterregend aus (Mischung aus Rottweiler und Schäferhund). Jack ist aber total lieb, die Ruhe in Hundeperson und war auch schon Dodos Freund. Jacks Frauchen wollte immer einen Hund, dem sie beim Spazierengehen die Hand auf den Rücken legen kann – kann sie bei Jack auch. Wenn ich an Jacks Gartentor vorbeikomme, schmelze ich dahin. Ich himmele ihn haltlos an, lecke ihm die Schnauze und falle vor Ehrfurcht auf den Rücken. (Herrchen sagt dann wieder: „Leg Dich mal anständig hin!“) Oh la la, wenn der Percy dem Jack begegnet?!.
Hier sind mittlerweile alle der Ansicht, dass es mit einem Mädchen doch einfacher ist. Dieses Machtgerangel unter Rüden kann man dann streichen. Hier gibt es halt viele Jungs. Letztens bin ich mit Digger (so einem Terrier) ganz herrlich um den Wald getobt. Wenn der Rocco dabei ist, geht das nicht so gut. Dann will der Digger den Rocco immer in Schach halten. Die Beiden sind dann so mit ihren Machtspielen beschäftigt, dass sie mich links liegen lassen. Wenn ich einer dominanten Hündin begegne, verhalte ich mich echt untertänig (noch). Selbst der weichgespülten Cockerspaniel-Hündin, die gegenüber am Briefkasten wohnt, erweise ich meine Referenz. Die hat mich mal angefletscht (wegen hopps-hopps, bell-bell) und seitdem bin ich bei Nelli ganz klein mit Hut. Ist schon aufregend, so ein Hundeleben.
So, jetzt mache ich wieder auf Mädchen und backe mit Frauchen einen Kuchen. Vielleicht kann ich sie ja überreden den französischen Apfelkuchen zu backen, bei dem ab und zu ein Stück Apfel runterfällt und man hinterher etwas vom Rand abbekommen kann. Und danach stürzen wir uns in den Schnee – der den meisten Menschen mittlerweile echt reicht. Gestern hat Frauchen (eh kurzsichtig und total navigationsuntauglich) im Schneegewusel die Autobahnabfahrt verpasst und ist dann mit dem angestressten Maximilian (der seinen Flieger nach Lissabon kriegen musste) über die Wuppertaler Berge (noch mehr Schnee) zum Düsseldorfer Flughafen gerutscht – das war echt spannend. Bei der Einfahrt zum Flughafen-Parkhaus war dann die Scheibenwaschanlage leer gepumpt – Gott sei Dank nicht früher – wer weiß, wo die sonst noch gelandet wären (vielleicht in Rumänien)?
Maff-maff, wuff-wuff, Eure wilde Charlotte, die sich gerade mit Schneeklumpen durchsetzt auf Frauchen stürzt!
A.B.H. / Vielen herzlichen Dank dafür!!!
Die allerliebsten Grüße und ein fröhliches „Helau“ an Charlotte und Eure gesamte Familie von Mama Mexx und den Beardies von der Teufelsbande!!!