„Ein Wunder, nicht geronnen!“ Frauchen und betrachtete entzückt die sahnige Buttercreme für den Frankfurter Kranz, den sie extra für das Teufelsbandenfest und vor allen Dingen für Hendrik in Arbeit hatte. Der ist nämlich genauso Frankfurter Kranz-verrückt, wie sie. Ich verfolgte minutiös den wackeligen Aufbau der einzelnen Schichten, wich ihr nicht von der Seite und hoffte bis zum Schluss, dass mir doch noch eine der rutschenden Kuchenetagen vor die Pfoten flitschen würde. Aber nichts! Außer ein paar Kuchenkrümmeln und Krokantstückchen, die auf die Erde hüpften, gab es nichts zu holen. Noch nicht einmal den Cremetopf durfte ich auslecken, wegen des Zitronenabriebs und des Bartes, der für das Sommerfest der Teufelsbande sauber bleiben sollte. Der Kuchen verschwand in einem Transportsafe und ich ließ die Ohren hängen. Ich habe fast die ganze Fahrt mit der Schnauze auf der Rückenlehne verbracht und in den Kofferraum gestarrt – überlegt, wie ich an die Leckereien komme. Pauli, unsere Waldorf-Schülerin, hatte mal wieder nix gemerkt und ratzte – die Schnute auf dem Pantoffel ihrer rechten Pfote. Pauli hatte nämlich in eine Scherbe getreten, weil irgendein Spacko seine Bierflasche in die Landschaft geschmettert hatte. Jetzt machte sie immer so Schlapp-Schlapp-Geräusche beim Laufen und wurde „Pantöffelchen“ genannt.
Schafscheiße, Landluft, entferntes Hundegebell. Schon ein paar Kilometer vor dem Ziel wusste ich, waujuhu!!! – wir fahren zur Teufelsbande. Die Kunst ist, sich auf den ersten Metern zum Teufelsbandenhaus nicht von einem Trecker oder einem rasenden Niederrhein-Anrainer überfahren zu lassen, die dort wie aus dem Nichts aus den Büschen kommen. Denn wenn wir Rosi und Familie riechen, dann gibt es kein Halten mehr und die Ohren sind auf Durchzug gestellt. Jetzt galt es nur noch den Hochsicherheitstrack zu stürmen, der meine Rosi-Rosi! noch von mir trennte. Erste Tür, Anja. (Pauli! Nicht geradeaus in die Hundepension! Liiiiiiinks!) Zweite Tür: Waschküche (Pauli! Nicht an die Hundekekse gehen!). Dritte Tür: Dahinter ca. 15 wedelnde Fellnasen, die in der Diele einen Rückstau von ca. 8 Metern bildeten. (Pauli! Augen zu und durch!) Und da war sie endlich, meine Rosi-Rosi. Ohne Kette (weil ich ihr die letztens bei der stürmischen Begrüßung vom Hals gerissen hatte). Aber mit einem locker gestrickten Lochmuster-Pullover (in dem ich ihr sofort ein paar Fäden zog.)
Beim letzten Sommerfest hatte sich die schüchterne Pauli sofort unter der langen Tischdecke eines Stehtisches versteckt. Die dachte wohl: Wenn ich nix sehe, sieht mich auch keiner. Falsche Taktik! Weil die lange Tischdecke mit der Pauli drunter sofort ein ganzes Beardierudel anzog, das den Tisch neugierig umkreiste und zum Entsetzen von Pauli immer wieder die Nasen unter die Tischdecke schob. Dieses Mal mischte sich Pantöffelchen vorsichtig aber todesmutig unter die Menge – immer in sicherer Nähe von „Papi, Papi“. Ich ging erst mal gucken, wer alles so da war, sorgfältig darauf bedacht, Abstand von Rudelchefin Aiyana zu halten. Die hatte schon ein paar Frechdachse mit einem „The boss is me-Knurrer“ eingenordet, so dass da und dort Kollegen mit nachdenklichem Blick auf dem Rücken lagen, alle Viere in der Luft, und überlegten, wann sie es wagen könnten, wieder loszutoben. Sofort hing mir wieder mein Jungbeardie-Fanclub an der Backe, bzw. im Bart. Dirty, Gipsy und Lotta, die ich mit halbherzigen Knurrern loszuwerden versuchte, die mich aber wie immer nicht ernst nahmen. Wenn ich es schaffte, mal den Blick zu heben, erblickte ich wundersame Gestalten. Einen windschnittigen „Beardie?“, der aussah wie ein Windhund und gefühlte Meter größer war, als wir Normalos. Dann „Beardiebabies“, die aber komisch hochstehende Ohren mit Haarzipfeln dran hatten. Gabi klärte mich auf: „Das sind die Nackthunde von Maja aus Belgien, aber nicht geschoren.“ Warum sich die Nackthunde rasieren, wenn es kalt ist, sich aber im Sommer ein Fell wachsen lassen, das habe ich nicht verstanden. Und dann war da noch der außerbeardische Snobbs, der Superrammler und kleine „Bruder“ von Sam und Louis. Der war von dem Auftrieb so abgelenkt, dass er (fast!) ganz vergaß, seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Rammeln, nachzugehen. Ein echtes Wunder!
Das Kuchenbuffet war dieses Mal im Haus aufgebaut, wo es unter strenger Beobachtung stand. Beim letzten Mal lockte es im Gartenhaus, und man hatte die Chance, unbemerkt über die Absperrung zu springen und hier und da ein Häppchen zu probieren. Ich stand schon auf zwei Beinen am Büffet und wollte mir gerade etwas schnappen, als ich von Frauchen erwischt wurde. Aber Rosi hat ein großes Herz für Beardies und kam mit einem Riesenblech Hackfleischtorte für uns alle. Na, das war ein schönes Chaos! Erst stand die Rosi noch, aber unter dem Ansturm hungriger Beardies, die im Wettstreit um die Häppchen ihre 20 und mehr Kilos zum Einsatz brachten, plumpste sie bald auf eine Gartenbank. Super, der Kuchen rückte näher! Pauli beobachtete das Spektakel, versteckt in der Hecke hinter der Bank. Als dann ein ganz Hungriger unter das Kuchenblech sprang, kam Paulis große Stunde. Die Hackfleischtortenstückchen flogen in die Luft und dann wie bei Sterntaler vom Himmel. Vorn tobte die Schlacht, aber hinten bei Pauli war noch keine Konkurrenz. Pauli schlug sich die Wampe voll, bis ein paar ganz Schlaue merkten, dass es auch hinter der Bank was abzustauben gab. Frauchen warf noch eine Packung Hundekeks in die Menge und danach wurde es merklich ruhiger. Satt und zufrieden trollten wir uns wieder.
Kein Teufelsbandenfest ohne Tombola. Da kann man z. B. mitten im Sommer Handtücher mit Weihnachtsbordüren gewinnen. Frauchen war so mutig, ein paar Lose zu kaufen. Unser letztes Los animierte Helga zu einem entzücken Kreischen: „ Ach du S….., die hat DIESEN Kekstopf gewonnen!“ Hemmungsloses Gegeier der Umstehenden, als sich unter den entsetzten Blicken von Frauchen ein kackbraunes Tongefäß von erschreckender Kitschigkeit aus dem Prämienangebot hob. Eine Keksdose in Form eines Hutzelmännchens, dessen Mütze als Deckel dient. Frauchen wollte den SOFORT umtauschen, aber Helga kreischte begeistert: „Ne, ne, den nimmst du mit!“ Unter hämischem Gelächter versuchte Frauchen den Keksgnom an die Umstehenden zu verschenken. Aber keiner wollte ihn. Gabi, die ja ein großes Herz für alle Zwei- und Vierbeiner hat, ließ sich überreden und erwarb damit die ewige Dankbarkeit von Thomas.
Als wir abends im Hotel waren (dem einzigen weit und breit), waren wir echt erledigt.
Ich habe noch nicht einmal versucht, noch zu Holly und Bo zu kommen, die nebenan schliefen – in einem Zimmer, das kein Fenster, sondern nur ein Oberlicht hatte. („Wie die Innenraumkabine der „Aida“, schrecklich!“ meinte Ilka empört am nächsten Morgen.) Wir haben uns einfach hingeschmissen und sind sofort weggeratzt. Pauli ist dann nachts unter Thomas Bett gekrochen. Sicher ist sicher. Mit Papi, Papi als Bodyguard konnte sie dann ganz beruhigt schlafen. Morgens sind wir dann nach einem Walky noch einmal bei der Teufelsbande vorbei. Pauli war ganz entzückt, dort noch Filou, den langbeinigen schönen Prinzen aus Köln anzutreffen. Sie hat dann alles getan, um ihn zu animieren. Aber mit Beardiemädchen in Pantoffeln wollte der schöne Prinz nichts zu tun haben. Wen wundert`s?
Herzlichen Dank dafür!!! Alle Beardiefamilien hatten einen Riesenspaß und die anderen Hundebesitzer auch, egal ob Niederlande, Belgien und Deutschland! Von überall her kamen sie zum Feiern mit den Beardies von der Teufelsbande! Ein wunderschöner Tag bei strahlendem Sonnenschein! Was haben wir für ein Glück mit dem Wetter wieder mal gehabt … und mit den Teufelsbandenfamilien genauso!!! :):):)