Waff-waff liebe Teufel, maff-maff lieber Leo,
ich schreibe euch quasi als Witwe. Mein französischer Lebensabschnittspartner ist erschossen worden. Als wir dieses Mal in Frankreich ankamen, wohnten in seinem Zwinger Hühner. Da hatten wir sofort ein ganz schlechtes Gefühl. Quatteck hatte auf einem seiner berühmt-berüchtigten Streifzüge wohl mal wieder die Kuhherden flott gemacht und einen Bauer aufgebracht, der ihn einfach abgeknallt hat.
Tagelang habe ich ihn gesucht – schließlich hatte ich mit meiner Läufigkeit extra bis zu den Weihnachtsferien gewartet – wir wollten doch heiraten. Ich konnte gar nicht verstehen, dass er nicht mehr da war. Richtig getrauert habe ich, da konnte mich auch die Pauli nicht aufheitern.
Frauchen hat sich dann sofort Vorwürfe gemacht, dass wir den Quatteck letztens nicht einfach eingepackt und mitgenommen, ihn in Deutschland vermittelt haben. Bei unserem letzten Aufenthalt ist er uns gar nicht mehr von der Seite gewichen und versuchte immer, ins Auto zu springen (das kleine Loch im Leder des Fahrersitzes wird uns noch lange an ihn erinnern) – fast, als hätte er sein Schicksal geahnt und versucht, ihm zu entkommen. Wenigstens ist er in freier Wildbahn zu Tode gekommen und nicht in seinem Zwinger vor Kälte und Langeweile gestorben. Frauchen hat auch geweint.
Als wir die Dora trafen, habe ich ihr sofort von meinem Kummer erzählt. Aber die wollte nur mit MEINER Pauli spielen. Da habe ich sie erst mal etwas einnorden müssen – aber hinterher haben wir am Strand getobt, dass die Fetzen flogen. Eins muss man meiner Schwester lassen, die lässt sich echt nicht lumpen. Wenn´s mal eng wurde, stimmte sie ihr WAWAWAAAAH!-Kriegsgeheul an, um sich dann sofort wieder ins Getümmel zu stürzen.
Vor allen Dingen wenn`s ums Fressen geht, dann kennt die Pauli keine Gnade. Ihren Indianernamen „Säuft-wie-ein-Loch“ haben wir jetzt um „Frisst-wie-ein-Stier“ erweitert. Bei der Raubtierfütterung raste sie immer wie ein Blitz zwischen ihrem und meinem Napf hin und her, um dann wie ein Adler in mein Töpfchen hinabzustoßen, was mich entsetzt zurückweichen ließ.
Damit die Pauli nicht eines Tages platzen würde, weil sie immer für Zwei fraß, wurde ich dann oben auf dem Treppenabsatz gefüttert, was Pauli zu verzweifelten Hechtsprüngen animierte. Abgesehen vom Essen sind wir mittlerweile dicke Freundinnen geworden.
Stundenlang kollern wir mit wonnigem Roro durch den Garten. Und auch unsere Leidenschaft für Hühner und Katzen teilen wir. Die Klacker ist ja mittlerweile unsere Freundin, aber ihre kleine Schwester hat Angst vor uns (wir tun doch nix) und hat der Pauli schon eins auf die Nase gegeben.
Weil „Säuft-wie-ein-Loch“ logischer Weise immer pinkelte wie ein Pferd und außerdem noch keine Treppen steigen sollte, mussten wir unten schlafen. Martha, unsere polnische Nachbarin, die bei Jungtieren immer zu Tränen gerührt ist (obwohl sie denen das Haus verbietet, sobald sie größer und nicht mehr so niedlich sind), kam sofort mit einem Katzenkörbchen für Pauli an (das Frauchen vorsichtshalber erst mal heimlich in die Waschmaschine gesteckt hatJ
Zu Marthas Entzücken wurde das Katzenkörbchen sofort von Pauli besetzt, während die halbjährige Klacker (ja, sie lebt sogar noch!), die mittlerweile in Marthas Gunst schon von der nur halb so alten Mimi abgelöst wurde, sich sehnsüchtig die Nase an unserem Fenster platt drückte.
Auch ich war ganz scharf auf Paulis neues Körbchen und sobald sie raus war, lag ich drin, na ja, eher oben drauf. Gut, für mich war es schon verdammt eng. Anfangs bin ich immer mit dem Miniding umgekippt, aber hinterher hatte ich den Dreh raus.
Ich habe der Pauli dann erst einmal das Landleben erklärt. Anfangs ist sie an den steilen Böschungen auf halber Höhe immer wie ein satter Blutegel abgefallen, aber nach ein paar Tagen war sie schon gut geländegängig – auch weil es oben auf den Weiden frische Kuhfladen zu naschen gab – quasi ein kleiner Snack zwischen ihren drei Mahlzeiten.
Ins Wasser ist sie erst nur auf Krallenspitzen gegangen, aber nach kurzer Zeit wurde sie so mutig, dass Frauchen schon Sorge hatte, dass die Pauli mit ihren kurzen Beinchen von den Wellen weggespült würde. Beim Stöckchenrangeln wird sie immer besser. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht zu feste ziehe, weil ich sonst mit dem Stöckchen die ganze Pauli wegschlöre.
Wenn die Pauli Spaß hat, dann sieht sie aus wie der Struppi aus der Comicserie. Sie hat dann ein richtig lachendes Gesicht – mit aufgerissener Krokodilschnute, hängender Zunge und Abenteuerblick. Wenn die Pauli so guckt, dann muss man sich warm anziehen.
Nur vor der Schnarchnase Äthna, da hat die Pauli einen Riesenrespekt. Vor dem wirft sie sich sofort auf den Rücken und das bei diesem Weichei. Bisher hatten wir nie eine Kamera dabei, wenn wir den Äthna in Granville trafen. Aber zwei Tage vor unserer Rückreise, wir wollten im Jachthafen gerade ins Restaurant, da tauchen Äthna und Herrchen aus der Dunkelheit auf. Sein Herrchen trägt immer eine Jogginghose, die ist glaube ich angewachsen.
Und auch der Äthna hatte dieses Mal schon so einen pflegeleichten Trainingshosenlook an den Hinterbeinen. Tja, wie der Herr, so der Hund. Würde mich nicht wundern, wenn der Äthna bei unserem nächsten Treffen auch Adidas-Schlappen tragen würde. Auch wenn der Äthna das Temperament einer Schlaftablette hat, freue ich mich immer wie blöd, wenn ich ihn treffe – schließlich sind wir mit dem Abstand von gut 800 Kilometern am gleichen Tag geboren.
Meine Menschen sind total froh, dass sich die Pauli als echter Reisehund qualifizierte und weder nörgelte, noch ins Auto göbelte. Ganz im Gegenteil, sobald die Autotür aufgeht, steht Pauli schon auf zwei Beinen und will rein. Und wenn sie aussteigen soll, dann schmollt sie ganz verschlafen, weil sie lieber weiterknacken will. Auf der Rückfahrt war Pauli auf einmal ungewöhnlich aktiv. Das kam Frauchen spanisch vor. Als sie nach der Ursache forschte sah sie, dass sich die Pauli durch die Hundedecke zu einem Baguette vorgearbeitet hatte, dass in der Mittelkonsole deponiert war – die oberen 15 Zentimeter hatte sie schon ganz weich gelullt. Das angelullte Stück wurde dann schwesterlich unter uns aufgeteilt, weil es ja erst am Abend in Deutschland wieder etwas zu essen gab.
Zuhause angekommen rannte die Pauli nörgelnd durchs Haus. Ich glaube, sie fand es in Frankreich schöner. Obwohl ich ja auch gern in Deutschland bin, weil an unserem Gartenzaun immer alle meine Freunde vorbei kommen.
Salut und à bientôt!
Eure Charlotte*
* die jetzt zwar nie mehr Babies von Quattek haben wird, dafür aber eine kleine Schwester bekommen hat, der sie immer die schmutzige Schnute, den Bauch und den Popo sauber machen muss!
Hallo Ihr Lieben! Herzlichen Dank für das neue Abenteuer von Schlotte und Pauli!!! Was glaubt Ihr, wie der Äthna gucken wird, wenn er uns mit den Beardiemädels von der Teufelsbande in Frankreich begegnet? Igitt, so viele Küsse von soooo vielen Mädels!!! Danach hat er bestimmt schon Pläne zum Auswandern in der Schublade!!! Wehe, wenn wir wiederkommen! Viele liebe Grüsse von Eurer Teufelsbande!!!